Inflation: Inflationsursachen

Inflation: Inflationsursachen
Inflation: Inflationsursachen
 
Um die Ursachen einer Inflation zu benennen, wurden unterschiedliche Theorien der Inflation entwickelt. Als allgemein anerkannt gilt, dass eine Inflation langfristig immer ein monetäres Problem ist, also auf ein zu starkes Wachstum der Geldmenge zurückzuführen ist.
 
 Inflationstheorien
 
Kurzfristig kann dieser Zusammenhang durch andere Faktoren überlagert werden. Zu nennen sind hier die klassischen Inflationstheorien wie Kostendruckinflation und Nachfragesoginflation. Von einer Nachfragesoginflation (Demand pull inflation) spricht man, wenn infolge einer konjunkturellen Überhitzung die nominale Gesamtnachfrage stärker als das Güterangebot wächst und damit ein Nachfrageüberschuss besteht. Der gestiegenen Gesamtnachfrage (z. B. verstärkte Ausweitung der Staats-, Auslands-, Investitions- oder Konsumgüternachfrage) begegnen die Unternehmen mit Preissteigerungen, wenn kurzfristig keine Möglichkeit besteht, die vorhandenen Kapazitäten zu erhöhen. Neben dieser nachfrageinduzierten Inflation gibt es verschiedene Formen einer angebotsinduzierten Inflation. Bei der Kostendruckinflation (Cost push inflation) führen steigende Kosten-verursacht z. B. durch entsprechende Nominallohnerhöhungen oder durch eine Verteuerung von Vor- und Zwischenprodukten-zu steigenden Preisen. Ein Kostendruck kann z. B. dadurch entstehen, dass Gewerkschaften höhere Nominallöhne durchsetzen (Lohndruckinflation), dass sich Vor- und Zwischenprodukte verteuern oder sich sonstige Kosten wie Steuern und Sozialabgaben erhöhen. Ein Sonderfall ist die importierte Inflation, die vorliegt, wenn entweder eine Volkswirtschaft mit einem hohen Offenheitsgrad oder einer hohen Abhängigkeit von Rohstoffen den internationalen Preisschwankungen ausgesetzt ist oder wenn im Rahmen eines Systems fester Wechselkurse eine Verpflichtung zur Intervention besteht, um die bilateralen Wechselkurse zu stützen. Ein typisches Beispiel für den ersten Fall war die Erdölpreiskrise im Jahre 1973, die zu beträchtlichen Preissteigerungen in den westlichen Ländern führte. Für den zweiten Fall kann das Bretton-Woods- System herangezogen werden. Mit dem US-Dollar als Leitwährung mussten die übrigen Staaten den Dollar stützen und somit eine inflationäre Politik der USA unterstützen. Gelingt es den Zentralbanken nicht, die einströmenden Devisen zu neutralisieren, dann steigt im Inland die Geldmenge und als Folge kommt es zu einer inflationären Entwicklung.
 
Bei der Kostendruckinflation wird vorausgesetzt, dass den Unternehmen eine Überwälzung der Kosten auf die Preise gelingt. Auch ohne Kostenerhöhung können Unternehmen aufgrund ihrer Marktmacht versuchen, höhere Preis durchzusetzen (Gewinndruckinflation). Steigende Preise führen dann in Folge wiederum zu höheren Lohnforderungen, sodass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt wird. Diesem Prozess wechselseitiger Preis- und Lohnerhöhungen liegt ein Verteilungskonflikt zugrunde (Verteilungskampfinflation). Der Zusammenhang zwischen der Lohn- und Preisentwicklung einerseits und der Arbeitslosenquote andererseits führte zur Entwicklung der Phillips-Kurve. Die Phillipskurve wurde bis zu Beginn der 1980er-Jahre als gängige Inflationstheorie angesehen. Sie bot den Wirtschaftspolitikern eine Wahlhandlung zwischen einer gewünschten Arbeitslosenquote mit einer entsprechenden Inflationsrate beziehungsweise umgekehrt. Diese Sichtweise geriet jedoch in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre zunehmend in die Kritik, insbesondere von Vertretern des Monetarismus und der Neuen Klassischen Makroökonomie.
 
 Der Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und Inflation
 
Die heutige Sicht geht davon aus, dass als letzte Ursache einer Inflation immer ein überhöhtes Geldmengenwachstum (oder eine Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes) anzusehen ist (Quantitätstheorie des Geldes). Steigt die Geldmenge schneller als das gesamtwirtschaftliche Produktionsvolumen, so entstehen überschüssige Kassenbestände, deren Verausgabung bei ausgelasteten Kapazitäten inflationär wirkt. Demgegenüber vertritt der Keynesianismus die Auffassung, eine Ausweitung der effektiven Nachfrage über das verfügbare Angebot sei die wahre Ursache einer Inflation (Einkommenstheorie des Geldes). Eine Ausweitung der Geldmenge bewirke selbst keine Preissteigerung, sondern eine inflatorische Lücke, einen Nachfrageüberhang z. B. auf dem Gütermarkt. Empirisch eindeutig nachzuweisen ist der positive Zusammenhang zwischen dem Geldmengenwachstum und der Inflationsrate. Länder mit niedrigem Geldmengenwachstum haben eine geringere Inflationsrate als Länder, in denen die Geldmenge stark expandierte. Dies gilt auch in historischer Betrachtung, wie Milton Friedman (* 1912) für die USA von 1867 bis 1975 ermittelt hat. Allerdings sind Wirkungsverzögerungen zu berücksichtigen. Für Deutschland ging die Deutsche Bundesbank von einer Wirkungsverzögerung von etwa fünf Jahren aus, in denen geldpolitische Maßnahmen auf die Preisentwicklung wirken. Seit der Wiedervereinigung jedoch scheint dieser zeitliche Zusammenhang lockerer geworden zu sein.

Universal-Lexikon. 2012.

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